"Ich möchte Euch alle einladen, nach Sant'Anna zu kommen... damit Euch bewusst wird, dass Europa aus diesen Orten geboren wurde. Um ein gerechteres und menschlicheres Europa aufzubauen." - Enrico Pieri, Überlebender -
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs, am 12. August 1944, überfielen Männer der Waffen-SS das toskanische Bergdorf Sant'Anna di Stazzema und verübten eines der größten deutschen Verbrechen auf italienischem Boden. Auf grausame Weise ermordeten sie dort über 560 Menschen.
Späte Bemühungen, das Kriegsverbrechen in Deutschland juristisch zu sühnen und die noch lebenden Täter zu verurteilen, schlugen fehl. Während in Italien zehn noch lebende Täter rechtskräftig in Abwesenheit 2005 verurteilt wurden, weigerte sich Deutschland, das Urteil anzuerkennen und zu vollstrecken. Es wurde stattdessen entgegnet, ein eigenes - deutsches - Verfahren anzustreben, welches nie stattfinden sollte. Die Stuttgarter Staatsanwaltschaft stellte ihre Ermittlungen 2012 ein.
Es sind die Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, die wenigen Überlebenden des Massakers, die Sant'Anna zu einem Ort des Gedenkens, der Begegnung und des Austauschs machen. Sie laden uns ein, ihre persönliche Geschichte zu hören.
Die fehlende Entschlossenheit deutscher Behörden war ausschlaggebend, das Friedenscamp ins Leben zu rufen. Es ist Teil eines 2017 gemeinsam vom Land Baden-Württemberg und der Gemeinde Stazzema beschlossenen Jugendbegegnungsprogramms.
Seit 2017 findet jährlich das Campo della Pace in Sant'Anna di Stazzema und Stuttgart statt. Rund um den Jahrestag des Massakers - den 12. August 1944 - und darüber hinaus, treten junge Menschen aus Italien und Deutschland in den Austausch, um ein gemeinsames Zeichen für ein europäisches Miteinander zu setzen. Ihre Erfahrungen und Erlebnisse haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der vergangenen Friedenscamps selbst dokumentiert und finden hier ihren Platz.